Museumsschloss
Museumsbesuch führt durch mehrere Epochen
Ein Besuch in den Museumsbereichen und Ausstellungen des Schlosses Bad Homburg führt in mehrere Epochen und durch viele Jahrhunderte. Das Mittelalter erschließt sich beim Aufstieg im „Weißen Turm“, in dem Tafeln den Burgenbau erläutern. Der Bergfried war im 17. Jahrhundert als einziges Bauwerk der alten „Hohenburg“ stehen geblieben. In den Besitz der Burg und der umliegenden Territorien kamen später die Hessen-Homburger, die 244 Jahre regieren sollten. In ihren Reihen zeichnete sich besonders Friedrich II. (1633-1708) aus. Der Landgraf mit langjähriger Militärkarriere ersetzte die Burg durch eine stattliche Residenz, das heutige Schloss. Er ist bestattet neben vielen anderen in der Fürstengruft, die an wenigen Tagen des Jahres im unterirdischen Gewölbe der Schlosskirche zu besichtigen ist. Auch die für Konzerte und Vorträge genutzte Kirche ist mit dem prächtigen Prospekt einer Orgel von Conrad Bürgy sowie dem Bildschmuck zu Szenen des Alten und Neuen Testamentes sehenswert.
244 Jahre Landgrafenzeit
Mit dem Landgrafen und Bauherren Friedrich II. hängt auch die Einrichtung einer Ahnengalerie im Schloss zusammen, in dem die Porträts vieler Familienangehöriger hängen. 2022 wurde die Ahnengalerie neu gestaltet. Sie wartet mit manchem unbekannten Gemälde auf und führt viele Persönlichkeiten der landgräflichen Zeit in einem Raum zusammen. Eine digitale Medienstation ermöglicht es, die Biografie der Dargestellten in deutscher oder englischer Sprache aufzurufen.
In der angrenzenden historischen Bibliothek wurde im Oktober 2022 - anlässlich des 400. Gründungsjubiläums der Landgrafschaft Hessen-Homburg - die Ausstellung "244ff. Von Friedrich bis Ferdinand" eröffnet. Die Exponate schlagen einen Bogen vom ersten Regenten der Landgrafschaft von Hessen-Homburg bis zum letzten Vertreter der Dynastie und geben Einblicke in die 244 Jahre andauernde Epoche, die das Erscheinungsbild der Schlossanlage bis heute prägen. Sie erzählen von der Alltags- und Herrschaftsgeschichte.
Eine weitere bedeutende Vertreterin der Landgrafenzeit war Landgräfin Elizabeth, genannt Eliza. Sie kam als englische Königstochter nach Hessen-Homburg und war für den Kleinstaat ein Segen, nicht nur finanzieller Art. Auch kulturell prägte sie die Landgrafschaft. Ihre Witwenwohnung kann heute im Englischen Flügel besichtigt werden. Möbel, Kunsthandwerk, Raumdekorationen und Privates geben dort einen beinahe intimen Aufschluss über das Wohlergehen und die Interessen der Britin.
Zwischen Weltpolitik und Seelenfrieden: die Wohnräume des letzten Kaiserpaares
Das Alleinstellungsmerkmal des Schlosses bilden die Kaiserlichen Appartements im sogenannten Königsflügel, die bis 1918 von Kaiser Wilhelm II. (1859-1941) und seiner Ehefrau Kaiserin Auguste Victoria (1858-1921) genutzt wurden. Nachdem das kleine Territorium Hessen-Homburg 1866 an die preußische Krone gefallen war, entwickelte sich das Schloss in der malerischen Landschaft zu einem der beliebtesten Nebenwohnsitze der Könige von Preußen und deutschen Kaiser. Bereits unter Wilhelm I. (1797-1888) erfuhren die Innenräume zahlreiche Umbauten und Modernisierungen und auch durch die Witwe des nachfolgenden Kaisers Friedrich III. (1831-1888).
Der berühmteste und auch umstrittenste Bewohner des Schlosses war schließlich der letzte deutsche Kaiser, der insbesondere während des Ersten Weltkrieges der von ihm verursachten grausamen Realität entfloh und doch immer gefangen blieb zwischen Weltpolitik und privater Tragödie. Auf beinahe 1.000 Quadratmetern werden Besucherinnen und Besucher in stündlichen Führungen auf eine Zeitreise in den Sommer 1918 mitgenommen. Von den prunkvollen Gesellschaftsräumen bis hin zu den privatesten Rückzugsorten ist im Königsflügel das letzte authentische Zeugnis kaiserlicher Wohnkultur zu erleben, das in Deutschland erhalten blieb.
Ausstellung: Vom Landgrafensitz zum Kaiserschloss
Die im November 2021 eröffnete Dauerpräsentation im Erdgeschoss des Königsflügels führt deutsch- und englischsprachige Gäste durch die historisch prägendsten Zeitschichten und gibt in Auszügen Einblicke in den Alltag der jeweiligen Regenten. Die Ausstellung stellt prägnant und bildreich die Entwicklungen von Schloss und Schlosspark Bad Homburg dar und nimmt dabei sowohl die lokale Geschichte als auch europaweite Vernetzungen der Dynastien in den Blick.
Die multimediale und interaktive Präsentation umfasst die Zeit der Landgrafen und Landgräfinnen von Hessen-Homburg ab 1622 sowie die der preußischen Könige und Königinnen – und späteren deutschen Kaiser und Kaiserinnen – ab dem sogenannten Schicksalsjahr 1866 bis 1918. Sie ermöglicht gleichermaßen das Eintauchen in die Biografien namenhafter Herrscher wie bisher wenig beachteter Persönlichkeiten, die aber ihre Zeit und die Historie von Schloss und Schlosspark wesentlich prägten.
Die Ausstellungsräume können kostenfrei besichtigt werden.